Bad Saarow 2, ein jungbronzezeitliches Gräberfeld

Die archäologische Begleitung der Bauarbeiten im Februar 2014.
Die Uferstraße in Bad Saarow ist als archäologischer Fundplatz bekannt, seit in den 1920er Jahren beim Hausbau auf zwei Grundstücken mehrere Urnengräber gefunden wurden. Durch weitere Funde in den 70er Jahren erweiterte sich die Fläche deutlich. Bei einer vom Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege angeordneten archäologischen Begleitung eines Hausbaus, wurden im Vorfeld der Ausschachtungen erneut Urnengräber gefunden. Das Gräberfeld könnte damit eine Fläche von über tausend Quadratmetern bedecken.

Der Fundplatz liegt am Osthang etwa 5m über dem Scharmützelsee. Das Gelände war mit Kiefern und Eichen bewachsen; zumindest für die letzten 300 Jahre ist aufgrund historischer Karten von Waldbestand auszugehen. Eine starke Bewirtschaftung liegt nahe, da heute kaum ältere Bäume vorhanden sind. Die mit der Holzwirtschaft verbundenen Rodungen und mögliche sonstige Bodeneingriffe haben den Boden sowohl stark gestört als auch erodiert. Die Baumfällungen und das Herausziehen der Wurzelballen zur Vorbereitung des Hausbaus verursachten weitere Störungen im Boden.

Im Verlauf der Ausgrabung wurden neben etlichen sonstigen Gruben und Grübchen einundzwanzig mutmaßliche Urnengräber dokumentiert. Der überwiegende Teil ist weitestgehend zerstört; meist konnten nur noch einzelne Keramikscherben und mehr oder weniger umfangreiche Leichenbrandkonzentrationen geborgen werden. Diese Befunde lagen z.T. nur 10-20cm unter der heutigen Oberfläche. Bei einigen Befunden, wie im Bild rechts, fanden sich immerhin ausreichend Scherben für eine teilweise Rekonstruktion von Urnen bzw. Beigefäßen. Lediglich ein Befund war soweit ungestört, dass das Urnenunterteil mit Leichenbrand geborgen werden konnte.

Bereits rekonstruierte Gefäße und einzelne, charakteristische Scherben datieren die Gräber in die Jungbronzezeit, also den Zeitraum von etwa 1400 bis 600 v. Chr. In Mitteldeutschland und Polen wird die Kultur dieser Zeit Lausitzer Kultur genannt, in Süd- und Westdeutschland Urnenfelderkultur und im Nordwesten Nordische Bronzezeit. Gemeinsames Kennzeichen dieser Zeit sind ausgedehnte Urnengräberfelder mit regionalen Unterschieden im Grabbau und den Beigabensitten. Gräber der Lausitzer Kultur sind meist ohne Bronzebeigaben, dafür aber oft mit zusätzlichen Gefäßen ausgestattet. Da es sich überwiegend um Trinkgefäße wie Tassen oder Schalen bzw. Kannen zur Aufbewahrung von Flüssigkeiten handelt, werden oft Totenbräuche wie etwa Trankopfer angenommen.
Im Gräberfeld von Bad Saarow wurde als Beigabe lediglich ein unscheinbarer Ring aus spiralig gedrehtem Bronzedraht gefunden.

Text und Fotos: U. Bauer, 2014

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Der Befund bestand aus mindestens 6 Gefäßen, von denen allerdings keines als Urne identifizierbar war. Ein konischer Topf war mit den Mündung nach unten deponiert. Eine rekonstruierte Kegelhalsterrine mit einer Verzierung aus Schrägriefen datiert das Grab vermutlich ins 10. bis 9. vorchristliche Jahrhundert.

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Die Kegelhalsterrine ist 20cm hoch, der Mündungsdurchmesser liegt bei 12 cm und der größte Umfang bei 20 cm.

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