Fundplatz Falkensee 44, der spätmittelalterliche Dorfkern Falkenhagen

Eine archäologische Baubegleitung im Sommer 2015.
Falkenhagen ist heute ein Ortsteil der Großgemeinde Falkensee, Kr. Havelland. Der alte Dorfanger, der historische Dorfkern des 1336 erstmals beurkundeten Ortes, hat sich bis heute erhalten und ist als Bodendenkmal unter Schutz gestellt. An solchen Orten müssen Bodeneingriffe nach Auflage des Brandenburgischen Landesdenkmalamtes (BLDAM) archäologisch begleitet werden, so auch die Bodenarbeiten für den Neubau eines Hauses am südlichen Dorfanger.
Beim Auskoffern der Hausfläche im Juli 2015 traten drei auffällige Verfärbungen auf, von denen sich eine als große und tiefe Grube erwies, die lediglich auf der Bau-Endtiefe dokumentiert, aber nicht ausgegraben wurde. Vermutlich handelt es sich um einen Brunnen.
Die beiden anderen Verfärbungen wurden dokumentiert, ausgegraben und erwiesen sich als Gebäude mit Feldsteinfundament und als Ofen.

Das Gebäude lag am östlichen Rand der Baugrube und reichte über die Schnittkante hinaus. Es war erkennbar durch eine Reihe von Feldsteinen, die den mit Bauschutt verfüllten Innenraum vom anstehenden Feinsand außen trennte. Die Steine hatten eine Größe von etwa 30 bis 60cm, waren in Lehm gesetzt und nicht vermauert.
In die verbliebenen Lücken waren größere Ziegelbruchstücke eingesetzt. Die Oberkante des Fundament lag nur etwa 40cm unter der Oberfläche, nach unten waren drei Steinlagen erhalten. Der sichtbare Teil des Gebäudes war in Ost-West Richtung ca. 2,5m und in Nord-Süd Richtung ca. 5m groß. Am westlichen Abschluss, vermutlich der Giebelseite, war nicht ganz mittig ein Anbau von 1,3 x 2,0m sichtbar. Das Gebäude war nicht unterkellert, die Sohle bestand aus einer dünnen Lehmlage und einer etwa 15-20cm starken Schicht aus grobem, grauem Sand oder evtl. Mörtelgrus und lag direkt auf dem anstehenden Feinsand. Nach oben hin war der Innenraum mit Bauschutt und dunkel-humosem Sand verfüllt, aus dem diverse Fundstücke geborgen wurden.
Die Keramik reichte von jeweils wenigen Scherben Grauware über Irdenware, Steinzeug, Fayence bis zu Porzellan. Daneben gab es etwas Flach- und Hohlglas, einige Tierknochen, eine Austernschale und Metallobjekte. Erwähnenswerte Artefakte sind das Bruchstück eines Knochenkamms mit beidseitigen, sehr feinen Zinkenreihen und zwei Münzen aus dem 17. und 18. Jh., die wohl die Endphase des Gebäudes datieren.

Der Ofen lag westlich des Hauses, wurde vollständig erfasst und im Planum sowie im Profil dokumentiert. Er bestand aus einer ca.3x3m großen, rechteckig bis rundlichen Grube, die noch etwa 50cm tief reichte. Die Verfüllung bestand aus dunkelbraunem bis schwarzem, gebändertem Sand. An der Sohle war auffällig viel Holzkohle, in den Bändern darüber viele, größere Keramikscherben, Metallgegenstände und Knochen. Nach oben hin bildete eine nahezu rechteckige Lehmplatte den Abschluss auf der Planumshöhe.
Diese Platte lag nicht mittig sondern etwas zum südlichen Rand hin orientiert, war ca. 2x2m groß mit runden Ecken, zur Mitte hin eingesunken und bildete eine Mulde, die mit Holzkohle und Brandlehm aufgefüllt war. Durch die Lehmplatte bis in die Verfüllung war eine jüngere Grube eingetieft. Direkt östlich an den Befund schlossen sich zwei kleine, graue Verfärbungen mit etwa rechteckigen, ca. 30x30cm großen Stampflehmflecken an. Genau gegenüber an der westlichen Außenkante lag ein größerer Feldstein an der unteren Befundgrenze; inwieweit absichtlich an diese Stelle gesetzt, blieb unklar.

Die Verfüllung war spätmittelalterlich; es fanden sich 203 Grauwarescherben von mehreren Kugeltöpfen, eine Irdenwarescherbe und 17 unterschiedliche Tierknochen, von denen zwei Zehenknochen vom Rind an der Gelenkfläche angebohrt waren. Nach Frau Hanik (Archäozoologie, BLDAM) wurden solche Knochen als Spielsteine verwendet und sind im Spätmittelalter nicht selten. Von 15 Eisenobjekten lassen sich ein Abstechmesser, ein Hammerkopf, ein Schlüssel und ein Messer identifizieren. Daneben gibt es einige Spitzen und unklare amorphe Objekte sowie einen wappenförmigen Beschlag.

Ein Brandenburger Hohlpfennig datiert den Befund ins 15. Jh. Eine Deutung als eingetiefte Ofenanlage mit einer Ofenplatte aus gestampftem und gebranntem Lehm und einer Ofenkuppel aus Brandlehm bietet sich an. Unklar bleibt, warum der Untergrund unter dieser Anlage mit Abfall verfüllt wurde und fraglich ist, ob es sich überhaupt um Abfall gehandelt hat. Zwar konnten keine vollständigen Kugeltöpfe rekonstruiert werden und die Metallgegenstände ergeben auch kein geschlossenes Bild, etwa als Werkzeugsatz eines Handwerkers, aber die Vielzahl unterschiedlicher Gegenstände unter einem Backofen ist doch recht ungewöhnlich.

Text und Fotos: U. Bauer, 2018

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Abb. 1: Das Planum der Hausbaugrube mit dem mutmaßlichen Brunnen an der linken, das Gebäude an der rechten Kante und dem Ofen in der Mitte. Blick nach Nord.

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Abb. 2: Der Hausbefund beim schichtenweisen Abtrag, Blick nach Süd.

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Abb. 3: Aus der Gebäudeverfüllung stammen ein Knochenkammfragment, eine 3 Groschen- und eine Ein-achtunvierzigstel Thaler-Münze. Balken: Kamm 2cm, Münzen 1cm.

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Abb. 4: Der Ofenbefund im Planum, Blick nach Nord.

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