Die Abbildung rechts aus dem Corpus (siehe Quellen) zeigt das Geweihgerät von beiden Seiten und die Querschnitte.
Das Stück wird ins 10.-12. Jh. datiert; ursprünglich wurde es als Riemenverteiler, etwa im Zusammenhang mit einem Pferdezaumzeug, gedeutet. Heute wird es als Behältnis oder Dose interpretiert.
Der Behälter ist etwa 18 cm bzw. 10 cm lang und aus einer Geweihverzweigung gefertigt. Das Geweih wurde ausgehöhlt, so daß ein Volumen von etwa einem Viertelliter entstand. Zwei der Enden sind mit je zwei Bohrungen, das dritte Ende mit vier Bohrungen versehen. Vermutlich wurde hier ein Deckel oder Verschluss befestigt und / oder ein Riemen als Tragevorrichtung angebracht. Beide Außenseiten sind mit unregelmäßigen, flächigen Ritzungen verziert. Das Stück wurde um 1950 bei Bauarbeiten in der Domstraße nahe dem Marktplatz gefunden; nähere Fundumstände sind unbekannt.
Im slawischen Raum sind einige gleichartige Geweihbehälter bekannt. Eines dieser Exemplare beispielsweise stammt von einer Insel im Trentsee bei Pastin. Hier wurden etliche weitere hochwertige Gegenstände gefunden, darunter Waffen und Reiterzubehör, Keramik und eine Münze. Der Fundplatz wird als Inselsiedlung gedeutet und datiert ins 11.-12. Jh. (Corpus 1 15/24). Aufgrund von mindestens zwei aufgefundenen menschlichen Schädeln ist auch ein Bestattungsplatz nicht auszuschließen.
Abbildungsnachweis