Der Kleine Burgwall



Der Fundplatz liegt ca. 1,5 km ostsüdöstlich von Havelberg in der sumpfigen Niederung direkt an der Havel. Der urspünglich rundliche Wall mit ca. 70 - 80 m Durchmesser ist heute stark erodiert und im Südwestteil durch den Havellauf komplett zerstört.
Die Erforschung begann Anfang des 20. Jahrhunderts, als A. Götze einen Wallschnitt durchführte. Bei der Begradigung der Havel wurde 1933 der Wall im südlichen Teil zerstört; Waltraut Bohm überwachte den Abtrag teilweise und konnte eine Grabung mit vier Wallschnitten und einer kleinen Flächenuntersuchung durchführen (Bild Grabungsplan). Eine weitere Untersuchung wurde 1988 vom Landesmuseum Halle angeordnet, weil das Bodendenkmal durch ständige Militärmanöver akut gefärdet war. Der Ausgräber A. Hille legte einen 31 m langen Schnitt durch den noch gut erhaltenen Ostteil des Walls.
In allen Fällen konnte im Wall eine Holzkonstruktion nachgewiesen werden, die den Kasten- oder Rostkonstruktionen entspricht, wie wir sie von gut untersuchten westslawischen Burgwällen kennen. Bohm berichtet darüberhinaus noch von einem Vorwall im Südosten. In der kesselförmigen Innenfläche von 40-45 m Durchmesser war stellenweise ein Holzrost vorhanden, der möglicherweise als Fundamentierung von Häusern diente. Daneben wurden ringförmige Verfärbungen von 1,7-2,5 m Durchmesser - Bohm interpretierte sie als "Wohnhütten" - und Steinpackungen entdeckt. Brandschichten waren innerhalb und außerhalb des Walls nachweisbar; Bohm vermutete, eine Brandkatastrophe habe die Burganlage zerstört.
Bei den Grabungen wurden größere Mengen slawischer Keramik gefunden, die überwiegend kammstrichverziert ist, aber auch Grübchen und Kerbreihen trägt. Nur wenige Stücke waren mit Gurtfurchen verziert, einige frühe Kugeltopfscherben wurden gefunden. Eine Auswahl der Funde wurde von Bohm publiziert und ist hier zu sehen.
Neben der Keramik konnten ein Wetzstein, ein verzierter Spinnwirtel, ein Bootshaken und Tierknochen geborgen werden. Die Dauerausstellung des Havelberger Museums zeigt einige schöne Fundstücke vom Wallgelände. Aufgrund der Keramik scheint die Anlage vom 9. bis Mitte des 11. Jahrhunderts genutzt worden zu sein. Ein Holzstück aus der Wallkonstruktion konnte durch die Jahresringe datiert werden; es ergab sich ein ungefähres Datum von Mitte des 10. Jahrhunderts für die Errichtung des Walls.
Um 1970 fand ein Angler direkt am Kleinen Burgwall ein Stück Bronzeblech, das zunächst nicht gedeutet werden konnte, mittlerweile aber von Antje Reichel vom Museum Havelberg als Teil eines Pferdegeschirrs interpretiert wird. Ähnliche Stücke sind aus der römischen Kaiserzeit vom Fundplatz Thorsberg bekannt.

Links:
Wikipedia zu Slawischen Burgwällen