Ein Schatzfund an der Havelmündung - die genaue Lage ist wie so oft bei derartigen Funden des 19. Jh. vergessen - ist aufgrund seiner Größe von fast 1300 Münzen bemerkenswert. Aber, wie die Karte zeigt, sind Schatzfunde an sich mit Münzen des Hochmittelalters keine echte Seltenheit.
Ein Teil der Münzen stammt aus Magdeburger Prägung, der andere Teil sind sog. Sachsen- oder Wendenpfennige. Aufgrund der Prägezeiten dürften sie um 1100 verloren oder deponiert worden sein.
Mit nur 15 Münzen ist der zweite Havelberger Schatzfund vom Exerzierplatz der kleinste Fund der Region. Bereits während des 11. Jh. kamen die Schätze von Neuermark-Lübars, Klietz und Baben in den Boden. Auch diese Funde waren mit etwa 450, 600 und 500 Münzen echte "Schätze" im wahrsten Sinne des Wortes. Bei Polkern wurden neben 150 deutschen und arabischen Münzen auch noch einiger Silberschmuck entdeckt. Beim Schatz von Rüdow lagen 50 sog. Brakteate in einem kleinen Kugeltopf.
Brakteate sind einseitige Prägungen; auf dem dünnen Blech zeigen sich das Positiv und auf der Rückseite das Negativ des Prägestempels. Die Rüdower Brakteate wurden in der Zeit von Otto I. (Brandenburgischer Markgraf von 1170-1184) geprägt. Das nebenstehende, rechte Bild zeigt ein Brakteat des Slawenfürsten Jazca von Köpenick. Die beidseitig geprägten Münzen des Mittelalters wurden Denare - nach dem lateinischen
Denarius - oder Pfennig genannt. Das Bild zeigt Vorder- und Rückseite eines Brandenburgischen Denars aus dem 14. Jh.
Sowohl die beidseitig geprägten Münzen als auch die Brakteate aus Silber sind recht unscheinbare, dünne Plättchen mit einem Durchmesser von meist nur 2-4 cm. Die Motive sind oft sehr primitiv, Münzwerte oder Prägungsjahreszahlen fehlen völlig.
Fundortkartierungen, wie oben gezeigt, lassen Interpretationen über die Verteilung von größeren Handelszentren und Verkehrs- und Handelswegen zu. Der 2010 verstorbene Archäologe Joachim Herrmann entwickelte auf diese Art ein Netzwerk von Handelswegen im westslawischen Raum (siehe die Links am Seitenende). Die Häufung von Fundplätzen im Raum Havelberg zeigt die Bedeutung der Stadt im Mittelalter während der Slawenzeit und als Bischofssitz. Auf der Havel und Elbe, den wichtigen Verkehrswegen dieser Zeit, wurden Waren und Geld transportiert. Unfälle beim Transport oder räuberische Überfälle auf die Reisenden kamen sicherlich häufig vor, so dass sich gerade längs der Verkehrsrouten die Funde häufen.
Links:
Wikipedia über Brakteate
//
Wikipedia zum Pfennig //
Joachim Herrmann zu Schatzfunden und Handelswegen in der Slawenzeit //
J. May / B. Schauer zum Münzschatz Plänitz //Joachim Herrmann in Wikipedia