Polkern / Dequede
Um 1890 wurden hier 152 deutsche und arabische Münzen,
dazu etliche Silberschmuckstücke gefunden.
Die Datierung geht ins 10. bis 11. Jahrhundert

Baben / Goldbeck
Anfang des 20. Jh. wurden etwa 500 Münzen
von den Prägeorten Bardowiek und Magdeburg gefunden.
Datiert Ende des 11. Jahrhunderts

Havelberg / Havelmündung
Mitte des 19. Jh. wurden etwa 1280 Münzen vom
Prägeort Magdeburg sowie Sachsenpfennige gefunden.
Der Schatz datiert um 1100

Havelberg / Exerzierplatz
Hier wurden 15 Sachsenpfennige des
11. Jahrhunderts gefunden.

Rüdow / Schönfeld
1920 wurden hier 50 Brakteaten
in einem kleine Kugeltopf gefunden,
die etwa ins Jahr 1184 datieren.

Klietz
Ende 19. Jh. wurden hier 600 Sachsenpfennige
in einem slawischen Gefäß gefunden,
die ins 11. Jahrhundert datieren.

Neuermark / Lübars
Ende 19. Jh. wurden hier etwa 445 Sachsenpfennige gefunden,
die in Stoffbeutel und einem slawischen Tongefäß verpackt waren.
Der Fund datiert ins 11. Jahrhundert.

Schollene
Vom Mitte des 19. Jh. hier aufgefundenen Schatz
ist lediglich bekannt, dass die Münzen z.T in Magdeburg,
z.T. vom Slawenfürsten Pribislaw-Heinrich geprägt worden waren.
Der Fund datiert in die Mitte des 12. Jahrhunderts.

Plänitz
Hier wurden 600 Sachsenpfennige und ein Silbermedaillon
von einem ehrenamtlichen Bodendenkmalpfleger gefunden.
Der Fund datiert ins 11. Jahrhundert.
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Kyritz
Hier wurden Mitte des 19. Jh. in einem Gefäß 38 Silbermünzen gefunden.
Neben den Sachsenpfennigen stammt eine Prägung von Heinrich II. und zwei
von Andreas I. aus Ungarn. Der Fund datiert ins 11. Jahrhundert.

Mechow
Mindestens 400 Sachsenpfennige wurden hier
in einem slawischen Gefäß gefunden.
Der Fund datiert ins späte 11. Jahrhundert.




Mittelalterliche Münzschätze an der Havel


Ein Schatzfund an der Havelmündung - die genaue Lage ist wie so oft bei derartigen Funden des 19. Jh. vergessen - ist aufgrund seiner Größe von fast 1300 Münzen bemerkenswert. Aber, wie die Karte zeigt, sind Schatzfunde an sich mit Münzen des Hochmittelalters keine echte Seltenheit. Ein Teil der Münzen stammt aus Magdeburger Prägung, der andere Teil sind sog. Sachsen- oder Wendenpfennige. Aufgrund der Prägezeiten dürften sie um 1100 verloren oder deponiert worden sein.
Mit nur 15 Münzen ist der zweite Havelberger Schatzfund vom Exerzierplatz der kleinste Fund der Region. Bereits während des 11. Jh. kamen die Schätze von Neuermark-Lübars, Klietz und Baben in den Boden. Auch diese Funde waren mit etwa 450, 600 und 500 Münzen echte "Schätze" im wahrsten Sinne des Wortes. Bei Polkern wurden neben 150 deutschen und arabischen Münzen auch noch einiger Silberschmuck entdeckt. Beim Schatz von Rüdow lagen 50 sog. Brakteate in einem kleinen Kugeltopf.

Brakteate sind einseitige Prägungen; auf dem dünnen Blech zeigen sich das Positiv und auf der Rückseite das Negativ des Prägestempels. Die Rüdower Brakteate wurden in der Zeit von Otto I. (Brandenburgischer Markgraf von 1170-1184) geprägt. Das nebenstehende, rechte Bild zeigt ein Brakteat des Slawenfürsten Jazca von Köpenick. Die beidseitig geprägten Münzen des Mittelalters wurden Denare - nach dem lateinischen Denarius - oder Pfennig genannt. Das Bild zeigt Vorder- und Rückseite eines Brandenburgischen Denars aus dem 14. Jh. Sowohl die beidseitig geprägten Münzen als auch die Brakteate aus Silber sind recht unscheinbare, dünne Plättchen mit einem Durchmesser von meist nur 2-4 cm. Die Motive sind oft sehr primitiv, Münzwerte oder Prägungsjahreszahlen fehlen völlig.

Fundortkartierungen, wie oben gezeigt, lassen Interpretationen über die Verteilung von größeren Handelszentren und Verkehrs- und Handelswegen zu. Der 2010 verstorbene Archäologe Joachim Herrmann entwickelte auf diese Art ein Netzwerk von Handelswegen im westslawischen Raum (siehe die Links am Seitenende). Die Häufung von Fundplätzen im Raum Havelberg zeigt die Bedeutung der Stadt im Mittelalter während der Slawenzeit und als Bischofssitz. Auf der Havel und Elbe, den wichtigen Verkehrswegen dieser Zeit, wurden Waren und Geld transportiert. Unfälle beim Transport oder räuberische Überfälle auf die Reisenden kamen sicherlich häufig vor, so dass sich gerade längs der Verkehrsrouten die Funde häufen.


Links:
Wikipedia über Brakteate // Wikipedia zum Pfennig // Joachim Herrmann zu Schatzfunden und Handelswegen in der Slawenzeit // J. May / B. Schauer zum Münzschatz Plänitz //Joachim Herrmann in Wikipedia