Befund 55: Ein weitgehend zerstörtes, reiches Waffengrab des 12. Jahrhunderts.


Der Befund wurde in zwei Leitungstrassen (Schnitt 1 und 2) erfasst, in denen jeweils das Südprofil und ein Planum dokumentiert werden konnten. Die resultierende Planumsfläche von ca. 1,2 m mal 2 m deckt vermutlich nur einen Teil der gesamten Grabfläche ab. Eine Schnitterweiterung war nicht möglich. Teile des Befundes wurden als Block geborgen, daher ist auch keine durchgehende Planumsdokumentation gegeben. Befund 55 ist eine größere, durch Holzeinbau vermutlich in 55 und 55a geteilte Grabgrube. Soweit sichtbar, war das Grab durch eine DDR-zeitliche Leitung und durch eine große Grube (Befund 60) gestört, die eindeutig auf die Grabgrube Bezug nimmt. Befund 60 kann stratigraphisch relativ sicher in die spätslawische oder erste deutsche Periode datiert werden. Dem in 55 bestattetem Skelett lassen sich nur wenige Knochen zuordnen. Oberarm- und Unterarmknochen des linken Arms lagen in situ im zweiten Schnitt, Schienbein und Oberschenkelfragmente wurden verlagert auf der Planumsfläche des ersten Schnitts aufgefunden. In der Verfüllung von 60 wurden etliche Knochenfragmente vom Schwein gefunden, einige auch in einer Schicht, die weder 55 noch 60 zweifelsfrei zuzuordnen war. Auf der Planumsfläche des zweiten Schnittes konnten neben den Armknochen in situ das Schwert, ein Eisenhaken, die Reste eines Eimers, das Goldgewebe und Fragmente einer feinen Kette gefunden werden. Ein Holzgefäß war nur noch als Schatten zu erkennen, eine Eisenscheibe, die auf der Schwertscheide nahe der Spitze lag, war nicht zu restaurieren. Das Goldgewebe wird als Teil der Bekleidung gedeutet. Die eingeschränkte Dokumentation des Befundes läßt keine eindeutige Interpretation zu. Die Art, wie Befund 60 in den Grabbefund eingreift, legt jedoch eine Deutung als Grube zur Entnahme des bestatteten Körpers nahe. Weitere Angaben finden sich in den Beiträgen zu den Kammergräbern, Schwertern und Kleinfunden.

Schwert und Goldgewebe wurden im Block geborgen, restauriert und können im Archäologischen Landesmuseum Brandenburg besichtigt werden. Der restaurierte Teilbefund und eine hypothetische Rekonstruktion ist hier zu sehen.
Profil- und Planumszeichnung
Abb. Befund 55: Südprofil von Schnitt 2 (oben) und die Plana von Schnitt 1 und 2 (unten). Im Profil ist die Grube 60 und der Grabkomplex 55 / 55a zu sehen, der in den anstehenden Sand (1) eingetieft ist und eine prähistorische Oberfläche (41) sowie eine Schicht äolischer Sande (44) schneidet. Schicht 67 wird als slawische Schicht interpretiert. Die Plana wurden nachträglich nach den Vermessungsdaten aneinander montiert. Bautechnisch verblieb ein schmaler Streifen ohne Dokumentation. Anstehender Sand (1), graubrauner Sand mit ungeklärter Zuweisung zu 55 oder 60 (55/60), Befund 60 auf Planumshöhe 1 (60), Befund 55 (55), verlagerte menschliche Knochen (2), Schweineknochen (3), Unterarmknochen in situ (4), Oberarmknochen in situ (5), Eisenringe des Eimers (6), Eisenhaken (7), Schwert (8), Goldgewebe (9), kleines Holzgefäß mit Silberdraht (10), Eisenscheibe (11) (Originalzeichnungen Lettow).
Anthropologie (nach Jungklaus): Alter: Erwachsen. Geschlecht: keine Bestimmung möglich.
Blockbergung Blockbergung von Schwert und Goldgewebe
...für weitere Information klicken ...
126 Die restaurierten Metallreifen des Daubeneimers
...für weitere Information klicken ...