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Der Kirchhof, ein Überblick

schematische Karte vom Kirchhof

Als Bestattungsplatz wurde der Kirchhof bereits vor Jahrzehnten aufgegeben, die damals oberflächig sichtbaren Grabeinfassungen und Grabsteine wurden entfernt. Das gesamte Areal ist heute mit Rasen, einigen Bäumen und Büschen bewachsen. Rechts im Bild ist der rechteckige Kirchhof mit einem künstlichen Steilabfall nach Südwesten zu sehen, die Kirche liegt in der Mitte, nach Süden schließt sich der Neubau an (rot).
Im untersuchten Abschnitt liegt unter der 20-40cm starken oberflächigen Humusschicht eine relativ homogene, mehrfach durchgearbeitete Schicht aus braunem Sand mit vielen verlagerten, einzelnen Knochen oder Knochenansammlungen. Diese Schicht ist unterschiedlich stark, mindestens aber 20cm. Sie läßt sich kaum gegen die nach unten folgenden Grabverfüllungen abgrenzen. Diese sind, je nach Belegungsdichte, seitlich gegen den Anstehenden gut abgegrenzt oder überlagern sich gegenseitig.
Die vorgefundenen Gräber entsprechen alle dem christlichen Ritus. Die Grabgruben sind mehr oder weniger länglich rechteckig, in vielen Gräbern sind Sargspuren erkennbar bzw. die Särge halbwegs erhalten. An etlichen Stellen wurden alte Gräber bei der folgenden Bestattung zerstört oder teilweise gestört; in den Grabverfüllungen finden sich verlagerte Knochen. Die einzige Ausnahme von diesen "normalen" Gräbern ist Befund 69; hier konnte zwar ein kompletter Sarg, darin aber nur die die unteren Extremitäten nachgewiesen werden.
Die Ausrichtung der Gräber orientiert sich ungefähr aber nicht exakt an der Lage der Kirche. Diese ist mit 27° Abweichung nach SW-NO deutlich aus der W-O Linie verschoben, gut in der genordeten Karte oben zu sehen. Die Gräber sind demnach in WSW - ONO Richtung ausgerichtet, der Kopf liegt immer im Westen.
Die Lage der Skelette ist in allen Fällen die gestreckte Rückenlage; der Schädel und Unterkiefer kann dabei unterschiedlich gekippt oder geringfügig verlagert sein. Einzig die Lage der Unterarme und Hände differiert. Die Hände liegen meist gestreckt neben dem Becken, aber auch auf dem Becken, in der Mitte auf dem Bauch, die Unterarme können auch rechtwinkelig über der Brust liegen.
Die Särge waren in unterschiedlich gutem Zustand. Neben vermutlich einfachen Kisten mit geraden Wänden entsprechen viele Särge einem moderneren Design mit konischem Ober- und Unterteil. Der Deckel ist dabei wie ein Walmdach konstruiert. Die Bretter der Särge waren mit Holzdübeln oder Eisennägel verbunden.
In den Gräbern fanden sich etliche Gegenstände. Die Keramikscherben sind sicherlich unabsichtlich in die Verfüllung geraten. Auffallen ist der hohe Anteil an Grauware und der geringe Anteil an Irdenware. Nur eine slawische Scherbe wurde gefunden.
An Sargbestandteilen wurden etliche Sargnägel und Teile von Textilien festgestellt. Bemerkenswert sind die eingefärbten Särge. Schwarz, Grün und ein rötlicher Ton waren festzustellen; die Farbe war, soweit erkennbar, flächig aufgetragen.
Trachtbestandteile oder Teile der Bekleidung der Toten wurde verschiedentlich gefunden, darunter Reste von Lederschuhen, Gürtelschnallen, Knöpfe, Kopf- oder Haarschmuck.
Totenschmuck allgemein, bei dem unklar bleibt, ob der Sarg, der Leichnam oder das gesamt Ensemble geschmückt war, fand sich in Form von Drahtgebilden, Hohlglaskügelchen und Pflanzenresten, vermutlich Blumengebinden.
Echte Beigaben, die irgendeinen Nutzen für den Bestatteten in einem anderen Zustand haben oder haben könnten, wie etwa ein Obolus, wurden nicht gefunden.
Abgesehen von den Sarghölzern, die in 5 Fällen recht gut erhalten waren, gibt es kaum Indizien für eine exakte Datierung der einzelnen Gräber. Theoretisch wurde der Friedhof seit Dorfgründung, also spätestens seit dem 14. Jh. genutzt. Eindeutig spätmittelalterliche Funde gibt es bis auf die Grauwarescherben, die als Streufunde in die Grabverfüllungen gelangten und zur Datierung ungeeignet sind, nicht. Die Knöpfe aus den Gräbern 87 und 83 deuten auf das 17. Jh. hin, die Hohlglasperlen aus den Gräbern 56 und 69 treten ebenfalls frühestens ab dem 17. Jh. auf. Der Kamm von Grab 79 wirkt noch etwas jünger.
Immerhin vier der fünf Holzproben - der Befunde 4, 37, 51, 56 - konnten am Deutschen Archäologischen Institut dendrochronologisch datiert werden. Die vier Särge bestanden aus Fichtenholz, drei davon waren flächig schwarz oder grün gefärbt. Die Fälldaten der Hölzer liegen alle in der 2. Hälfte des 18. Jh.